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Kasachstan I: Almaty – die Stadt der Äpfel

24.08.-29.08.2016

„Alma“ bedeutet in vielen Sprachen unserer bisher bereisten Länder „Apfel“ (bzw. „Elma“ in der Türkei). Almaty, die Kulturhaupstadt (und für manche die kosmopolitischste Stadt Zentralasiens – natürlich habe ich auch hier einen Cosmopolitan getrunken ;-)) Kasachstans, ist seit jeher für ihre Obstbäume bekannt, so ist der Apfel das Symbol für diese Stadt, die uns nach anstrengenden Tagen in Teheran geradezu kleinstädtisch vorkommt, trotz 1,7 Milionen Einwohnern. Auf unserer Spot-Seite seht ihr unseren Fortschritt mit dem Flieger, mit Kasachstan sind wir jetzt in einem Nachbarland Chinas. Zwar haben wir mit tadschikischen Gastarbeitern im Iran schon die ersten asiatischen Geischter im Straßenbild gesehen, aber der Wechsel vom Mittleren Osten hin zu Zentralasien ging trotzdem einfach ziemlich schnell – plötzlich ist alles anders. Wir fühlen uns hier oft an Georgien und Osteuropa erinnert und kasachisch ist eine türkische Sprache, trotzdem hat das Abkürzen mit Flugzeug einen faden Beigeschmack – wir hatten uns gerade eine gewisse Vorstellung von der Größe der Länder erradelt, als uns ein kurzer Flug an das (gefühlt) andere Ende der Welt katapultiert. Wir haben uns die Entscheidung nicht leicht gemacht. Ursprünglich stand der Iran gar nicht auf unsere Route, wir wollten die Fähre übers kaspische Meer nehmen. Unsere (kurze) Zeit im Iran war den Umweg aber unbedingt wert, wir konnten so mehr Zeit in Aserbaidschan verbringen und hatten tolle Erlebnisse im Iran. Unser Plan war es aber, soweit wie möglich aus eigener Kraft voranzukommen und eben nicht den Flieger nehmen.

Als uns immer mehr Nachrichten von abgelehnten Transitvisa für Turkmenistan erreichten, bildete sich unser Plan B: Mit einer neuen direkten Flugverbindung von Teheran nach Almaty. Wir haben uns angewöhnt auf unsere Körper und auf unsere Intuition zu hören und dieser Plan gefiel uns immer besser. Deshalb haben wir uns entschieden nicht an der Visalotterie teilzunehmen (obwohl es wieder viele Erfolgsmeldungen gab und das Visum scheinbar kein Problem mehr ist), auch haben wir uns dagegen entschieden, noch in den iranischen Süden zu fahren: es war einfach Zeit für etwas Neues – klimatisch, kulturell und landschaftlich. In Almaty angekommen, fühlt sich die Entscheidung gut an. Die Stadt  macht Lust darauf das Land zu entdecken, normalerweise fahren wir irgendwo über die Landesgrenze und sehen wie es in ländlichen Teilen eines Landes zugeht, dieses Mal erreichen wir zuerst die (quasi) Hauptstadt und fahren dann übers Land. Mittlerweile können wir auch damit leben, „geschummelt“ zu haben. Die Zeit, die wir uns für diese Reise nehmen, gehört uns und wir können natürlich dahin reisen, wo es uns gefällt. Wir reisen allerdings mit einem Sportgerät und haben einen gewissen sportlichen Ehrgeiz, so ist es besonders hart, als „schwierig“ geltende Länder wie Usbekistan auszulassen. Auf der anderen Seite haben wir noch viel vor und jetzt einiges an Zeit gewonnen (und vielleicht sogar an Geld gespart).

Der Iran verabschiedet sich von seiner besten Seite, kaum sind wir aus der Stadt raus, umgibt uns wieder die iranische Gelassenheit. Und auch die Gastfreundschaft ist wieder umwerfend: nach kurzer Zeit haben wir fünf Angebote, die Nacht bei netten Menschen zu verbringen und auch der Frisör will kein Geld von uns (ich versuche es mindestens vier Mal – keine Chance). Wir hatten allerdings schon eine Übernachtungsmöglichkeit organisiert, dank eines Tipps von befreundeten Radfahrern treffen wir Hosein, der uns am nächsten Tag sogar zum Flughafen bringt. Auf dem Weg zu Hosein besuchen wir den Iman Khomeni Schrein, ein episches Bauwerk, dass schon von weitem zu sehen ist.

Der Kontakt zu Hosein erweist sich als Glücksfall, ohne ihn und den Flughafentransfer wäre alles deutlich anstrengender geworden. Auch hätten wir die festgefressenen Pedale alleine nie vom Rad bekommen, so wie es die Fluglinie vorschreibt. Zum Glück gab es nebenan einen Automechaniker mit entsprechendem Werkzeug. Das Einchecken bedeutete nochmal kurzen Stress, da das ganze System abgestürzt war. Alle Angaben mussten händisch auf die Bordkarte geschrieben werden. Außerdem müssen vorher die Räder verpackt werden, das Einwickeln in Folie durch das Flughafenpersonal reicht hier glücklicherweise aus, und wir müssen jeder noch 4 Taschen aufgeben. Wir erreichen das Gate rennend und auf den letzten Drücker und nur weil uns eine Gruppe netter Bahreinis vorlässt. Der Flug ist super komfortabel, Air Astana ist nicht umsonst die beste Airline Zentralasiens. Im Flieger, der in Almaty nur einen Zwischenstopp macht, sitzen viele Chinesen – so weit sind wir schon, krasse Sache. Bier und Wein wird gratis ausgeschenkt und die iranischen Fluggäste greifen gerne zu. Wir erreichen nach kurzem Schlummer schon Almaty am Fuße des Tien-Shan Gebirges.

Wir kommen ziemlich spät an, aufgrund der technischen Probleme in Teheran hat sich der Flug verspätet. Aber alles fügt sich, wir nehmen trotz aller Warnschilder am Flughafen ein inoffizielles Taxi. Die Rückbank wird umgelegt, beide Räder finden Platz – es bleibt nur noch ein Sitzplatz für Toni und mich – kein Problem, wir quetschen uns einfach zu zweit in den Beifahrersitz. Die Fahrt wird zwar wenig komfortabel aber dank des Fahrers lehrreich – wir testen unseren kasachischen Wortschatz durch. Viele Leute sprechen allerdings nur Russisch, also werden wir uns auch darauf beschränken. An jeder Ampel wir die Tür aufgemacht und erstmal kräftig die Rotze hochgezogen und auf den Asphalt befördert – ok, wir nähern uns definitiv China. Almaty ist entspannt und ruhig, alles ist auf Convenience ausgerichtet – wir können richtig abschalten und genießen das erste Bad in einer richtigen Wanne seit vier Monaten.

Im Nationalmusem ist eine Jurte aufgestellt, das macht Laune auf die bevorstehende Fahrt durch die Steppe. Den Bewohnern der Stadt sieht man die Steppe an, stolze Gesichter, in denen sich viele Einflüsse mischen. Wir treffen Peter Richter wieder, den wir in Tiflis getroffen haben, von dort gings für ihn nach Duschanbe – die Welt ist klein für Reiseradler. Wir hatten Lust auf einen Burger ohne Fleesch, also gings für uns zum Hard Rock Cafe, ist zwar günstiger als zu Hause aber eigentlich über unserem Budget, aber wie man in Georgien sagt: „Why not?“. Es spielt eine Band, die Bassdrum vibriert im Körper – das hat uns gefehlt. Wir verbringen einen super Abend im Nachtleben Almatys – und bleiben in der Folge einen Tag länger in der Stadt 😉 So haben wir auch genügend Zeit diesen Beitrag fertig zu machen.

Macht was draus!

T+D

Etappen:

Teheran – Hasanabad: 59 km

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