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Kirgistan III: Bis zum Issyk Kul

10.09.-14.09.2016

Nach einem wunderbaren Frühstück ohne Fleisch in unserem Guesthouse in Chaek geht es weiter. Die nächsten Tage sollten wieder flacher werden, ein Pass auf 2670m wartete allerdings auch noch auf uns. Am Vortag hatten wir uns über die Entscheidung in das Guesthouse zu gehen etwas in die Haare gekriegt, ein sinnloser Streit, der zeigt, dass die letzten Fahrtage körperlich und mental ihren Tribut forderten. Es wurde nicht einfacher: die Straßen waren mäßig, jeder vorbeifahrende LKW hüllte uns in ein Staubwolke und der Wind kam natürlich von vorne. Am nervigsten waren jedoch die kleinen Fliegen, von denen uns ständig drei Dutzend die Sicht vernebelten, während sie versuchten in alle Öffnungen des Kopfes einzudringen – bääh. Gerade beim Bergauffahren werden die Viecher zur Belastungs- und Geduldsprobe, man kann einfach nichts gegen sie unternehmen, nur stur weiterfahren. Den Pass bemerken wir erst, als wir an der Abfahrt stehen. Der Anstieg war so gemächlich, dass wir uns der Höhe gar nicht bewusst waren. Auf Waschbrettpiste bergab ist auch keine Freude, wir sind spät dran und verlassen die Straße in das offene Land. Nach 200m Schieben stehen wir in den hügeligen Ausläufern der umliegenden, schneebedeckten Berge (ich will eine Eisaxt und Steigeisen !!), um unser Zelt auf einem der schönsten Wildcampplätze unserer bisherigen Reise aufzubauen. In 20 km Umkreis ist kein Mensch – nachts herrscht beänstigende Ruhe, es ist absolut still. Unter einem perfekten Sternenhimmel wagen wir etwas Zeltbeleuchtung – noch nicht das perfekte Zelt/Sternenfoto, aber schon ok.


Wie immer kommen wir nach dem Zelten früh los, insbesondere weil dicke schwarze Wolken über dem Zelt hängen und wir nicht nass werden wollten. Mit kaum Frühstück und zu wenig Wasser an Bord gehts weiter in die nächste Stadt. Toni verliert ihren Fahrradcomputer, das bedeutet eine leider erfolglose Umkehr und einen erneuten Anstieg den Berg hinauf. Ziemlich fertig kommen wir bei einem Magazin an und wollen unsere Brot- und Wasserreserven auffüllen. Die Ladencrew ist überaus freundlich und wir werden gleich zum Vodka eingeladen – na gut, einen Kleinen können wir mittrinken. Mit europäischen Schnapsgläsern hat das hier allerdings wenig zu tun, nachgeschenkt wird sowieso ständig. Es kommt, wie es kommen muss und es bleibt nicht bei einem Glas. Die Omas im Laden finden Toni und unsere Hochzeitsbilder total super und feiern uns ab, während der Herr des Hauses sichtlich neben der Spur ist. Mir gebührt die Ehre, die nächste Flasche Vodka aus dem Ladenregal zu wählen – ich entscheide mich für die kleinste Flasche kirgisischen Vodka, die ich finden kann. Dummerweise fängt es jetzt draussen auch noch an zu Schütten und uns schwahnt Böses. Zum Glück wechselt Sonnenschein und Regen schnell ab und wir können uns mit Mühe und Not loseisen. Unterm Strich hatten wir jeder zwei doppelte Vodka, das auf leeren Magen reicht aber aus, um unsere heutige Radletappe bei sehr guter Laune zu beenden. Beim nächsten Laden empfiehlt uns der Verkäufer das Guesthouse seiner Familie und macht uns einen guten Preis – damit wäre die Schlaffrage geklärt, gut so, denn wir brauchen ein Nickerchen 😉


Weiter gehts Richtung Issyk-Kul, nach dem Titicacasee der zweitgrößte alpine See der Welt. Trotz des Küstenfeelings sind wir etwas enttäuscht – die Gegend haben wir uns schöner vorgestellt. Das wahre Highlight ist unser Treffen mit zwei Radreisenden aus Deutschland, auf deren Spuren wir lange unterwegs waren: Sophia und Helmut. Bei der Gelegenheit erfahren wir, dass die chinesische Grenze erst wieder am 20.09. aufmacht, vorher ist aufgrund verschiedener Feiertage kein Durchkommen.


In unserer Zeit in Kirgistan ist unsere Reise „erwachsen“ geworden. Wir haben viel wildgecampt und wenig Zivilisation gesehen, dafür wolkenlose Sternenhimmel und beeindruckende Natur. Wir konnten viel darüber nachdenken, wie wir reisen wollen, wohin es gehen soll usw. auch sind wir viel zufriedener mit dem Fortgang unserer Reise, die Routenwahl oder die Entscheidung den Flieger zu nehmen ist nie leicht – es hat sich aber alles, als für uns richtig erwiesen.

Etappen:

Chaek – Wildcamp kurz hinter dem Pass: 68 km
Wildcamp – Kochkor: 54 km
Kochkor – Issyk Kul (Nordseite): 94 km
Issyk Kul – Cholpon Ata: 60 km

Pausetag in Cholpon Ata

Macht was draus.

T+D

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