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Thailand II: Schwitzen bei Granny und schwere Entscheidungen

English version below

25.02. – 14.03.2017

Auf der Strecke Chiang Mai – Bangkok stehen einige kulturell wertvolle Ziele auf dem Programm. Doch bevor es zu den alten Hauptstädten Sukhothai und Ayutthaya und zum Affentempel nach Lobpuri geht, stoßen wir ganz zufällig auf eine weiteres kulturelles Highlight: wir quälen uns in der Mittagshitze durch die schlechte Luft der Burning Season in Nordthailand, als wir uns entscheiden eine Kaffeepause einzulegen. Das Café ist ein Harry Potter-Themecafé und es es gibt ein Gleis 9 3/4, vor dem wir uns nicht nehmen lassen, ein Foto zu machen. Mehr Kultur geht nicht.


Nordthailand ist so ganz anders, als man sich Thailand vielleicht vorstellt und erinnert uns eher an skandinavische Wälder im Herbst, nur eben bei knapp 40 Grad. Die Nächte im Zelt sind wenig entspannend und wir entscheiden uns zunehmend für Bungalows, die super ausgestattet sind und gerade jetzt sehr erschwinglich sind, oft sind wir die einzigen Gäste.


Wir rollen in Sukhothai ein, heute Weltkulturerbe, im 13. Jahrhundert Siamesische Hauptstadt. Unser Hostel hat den ersten Pool dieser Reise und wir genießen den Abend einer langen Etappe im kühlen Nass. Auch hier sind wir die einzigen Gäste. Wir entscheiden uns einen Pausetag einzulegen und die historische Parkanlage, die als der kleine Bruder von Angkor Wat gilt, ausgiebig zu erkunden.

Weiter gehts Richtung Süden auf dem Weg zur aktuellen Hauptstadt. Wir knacken die 17000 km Marke und genießen das Radlerleben. Eine typische Situation, die beschreibt, warum Radreisen in Thailand so angenehm ist: Auf der anderen Straßenseite kommen uns eine Reihe Polizeiautos entgegen, danach drei dutzend Motorradfahrer in voller Gangmontur – und absolut jeder grüßt uns freundlich winkend, absurd.


In Lopburi gibt es einen Khmertempel, der von Affen bewohnt wird. Die Primaten machen die halbe Stadt unsicher, sind aber auch ein Touristenmagnet. Der Ort liegt auf dem Weg, also schauen wir uns das Spektakel mal an. Man kommt den Affen sehr nah, sie sind zahm und vielleicht etwas aufdringlich, wenn man nicht aufpasst, uns passiert allerdings nichts, wir haben vorher sogar alles lose von den Fahrrädern genommen, falls die Äffchen auf die Idee kommen sollten, unsere Dreckwäsche zu klauen. Positiver Nebeneffekt der Touristenattraktion: Es gibt englische Menüs in den Restaurants der Stadt und endlich mal Bier vom Fass, um unseren Meilenstein zu feiern.


Eine Tagesetappe vor Bangkok besuchen wir eine weitere ehemalige Hauptstadt: Ayutthaya. Hier gibt es auch einige Ruinen von Tempeln und Palästen zu besichtigen. Die größte Attraktion ist der in einen Baum eingewachsene Buddhakopf, von dem man nur im knien Fotos machen darf – aus Respekt. In dem Park drumherum gibt es auch so einige exotische Tiere, wir sehen beispielsweise einen 2 Meter langen Waran, der uns in helle Aufregung versetzt, bevor er geräuschlos im Wasser eines Teichs verschwindet.

Die Einfahrt nach Bangkok ist erfreulich unspektakulär, wir sind aber mittlerweile auch schon einiges gewöhnt.

Wir checken ins legendäre Grannys Bed and Bike Hostel ein. Parn und Nemo sind hervorragende Gastgeber und wir fühlen uns zwischen den ganzen Radlern und den dazugehörigen Rädern wie zu Hause – Wohnen im Fahrradladen, der Traum eines jeden Radlers. Wir tauschen Infos und Geschichten beim abendlichen Bier aus. Wir treffen Sara aus Dänemark , Natalie aus BelgienClaudia und Raphael aus Deutschland und Alexis aus Frankreich. Ohne die Klischees bedienen zu wollen, es macht den Aufenthalt nur noch angenehmer, wenn man ein französischen Radler im Team hat, der das Kochen übernimmt.

Bangkok ist für uns ein Ort wichtiger Entscheidungen. Die wichtigste lag dabei gar nicht in unserer Hand, sondern bei der US-Botschaft. Ihr habt richtig gehört:

THE WORLD AHEAD GOES TO AMERICA.

In Chiang Mai haben wir drei volle Tage am Ausfüllen des umfangreichen Visumformulars gearbeitet. In BKK wurden wir dann zum Interview geladen, dieses endete mit „Your visas are approved“. Damit wird ein langgehegter Traum wahr und wo sollte diese Reise sonst enden, wenn nicht in New York City. Hinter uns liegt einiges an Papierkram, um das Visum zu organisieren. Dies hat nicht zuletzt dazu geführt, dass wir uns entschieden haben, den Kambodscha-Besuch auf später zu verschieben. Auf Malaysia freuen wir uns schon die ganze Tour und Kambodscha würde uns hingegen als Pflichtprogramm erscheinen, einfach weil es nicht unserer Philosophie entspricht, nur kurz durch das Land zu hetzen, auch wenn mit Angkor Wat sicherlich ein sehr reizvolles Ziel auf unserer Route verloren geht. Nach all dem Stress der letzten Tage und zunehmend wärmer werdenden Wetter wollen wir einfach vorankommen, sind aber auch überglücklich mit unserer Entscheidung und den nun möglichen Zielen.

Vielleicht erinnert ihr euch an unseren Bericht aus Bishkek. Damals hatte ich ein leichtes Spiel im Hinterrad festgestellt und Rohloff, den Hersteller unserer Nabenschaltungen kontaktiert. Per Ferndiagnose wurde ein Schaden in den Antreiberlagern festgestellt, der unsere Reise bis Singapur nicht weiter behindern sollte, wenn wir danach allerdings weiterfahren wollen, sollten wir mal bei einen Servicepartner vorbeischauen und haben daraufhin BokBokBike Bangkok kontaktiert. Uns verbindet seitdem eine Instagram-Freundschaft und wir waren gespannt, die Crew mal live zu erleben. Empfehlungen für Gemüserestaurants und Bier gab es obendrauf. Allerdings wurde auch ein Lagerschaden auf beiden Seiten des Antriebs festgestellt, was einen Austausch des mehr oder weniger kompletten Getriebeblocks notwendig macht. Am Donnerstag fragt Bok Bok bei Rohloff in Kassel an, am Montag ist das Paket aus Deutschalnd da, einen Tag später ist alles eingebaut. Natürlich kann man argumentieren, dass der beste Service der ist, den man nicht in Anspruch nehmen muss, wir sind trotzdem begeistert vom Kundenservice, den Rohloff hier durchzieht.

Wir haben nichtsdestotrotz ein paar Tage Zeit, uns die Stadt anzuschauen, während wir auf Visum und Räder warten. Diese Tage sind auch notwendig, um die Stadt etwas zu entdecken, im Gegensatz zu Chiang Mai ist hier wenig fußläufig zu erreichen, sondern wir müssen unter anderem auf Taxis, den Skytrain und die Metro zurückgreifen. Unser erster Eindruck ist eher durchwachsen, richtig schätzen lernen wir die Stadt erst, als wir auch unser Viertel besser kennenlernen. Die thailändische Hauptstadt ist voll mit Fahrrad- und Kaffeekultur und wir finden einige Schätzchen was Fahrradläden und Cafés angeht. Am Internationalen Frauentag besuchen wir die HeForShe-Ausstellung im Kultur- und Kunstzentrum in Bangkok und finden uns mitten im pulsierenden Leben der Megametropole. Zufällig entdecken wir dabei auch den Fahrradladen unserer Gastgeber, den Co-Cycling Space, ein Laden, der nur die heißesten Teile in Sachen Fahrradzubehör führt – wir sind total beeindruckt, was man hier alles bekommen kann. Bangkok ist eine der heißesten Städte der Welt und außerhalb der klimatisierten Räume wird es schnell ziemlich zäh, etwas schleppend haken wir deshalb unsere To-Do-Liste ab.

In diesem Sinne,

Macht was draus!

T+D

Etappen:

Chiang Mai – Ban Huai Tok: 90 km

Ban Huai Tok – Li: 57 km

Li – Ban Sakiam Wan: 85 km

Ban Sakiam Wan – Sukhothai: 92 km

Sukhothai Historical Park Tagesausflug: 30 km

Sukhothai – Ban Ma Muang: 75 km

Ban Ma Muang – Khanu Woraloksaburi: 78 km

Khanu Woraloksaburi – k.A. : 81 km

k.A. – Lopburi: 124 km

Lopburi – Ayutthaya: 68 km

Ayutthaya – Bangkok: 82 km

Kilometerstand 17290 km

thailand karte 2


Thailand II: Sweatin‘ at Granny’s and Hard Decisions

25.02. – 14.03.2017

On the route Chiang Mai – Bangkok are some culturally valuable destinations on the program. But before we head to the old capitals of Sukhothai and Ayutthaya and the monkey temple of Lopburi, we accidentally encounter another cultural highlight: we are tormented by the bad air and the heat of the Burning Season in Northern Thailand when we decide to take a coffee break. The cafe is a Harry Potter themed cafe and there is a platform 9 3/4 in front of which of course we had to take a picture. More culture is just not possible.

Northern Thailand is so different from the Thailand you may expect and reminds us rather of Scandinavian forests in autumn – with the only differnce that here it’s 40 degrees. The nights in the tent are little relaxing and we are increasingly choosing bungalows that are super equipped and very affordable in this season, often we are the only guests.

We are rolling into Sukhothai, now World Cultural Heritage, in the 13th century it was a Siamese capital. Our hostel has the first pool of this trip and we enjoy the evening of a long stage in the cool water. Here as well, we are the only guests. We decide to take a day off and explore the historic park, which is considered the little brother of Angkor Wat.

We continue south on the way to the current capital. We hit the 17000 km mark and enjoy the cycling life. A typical situation that describes why bike trips in Thailand are so pleasant: on the other side of the road, a series of police cars approaches us, then three dozens of motorcyclists in full motorcycle gang gear – and absolutely everyone greets us, waving at us with a friendly smile, so great.

In Lopburi there is a Khmer temple inhabited by monkeys. The primates make half the city unsafe but they’re also a tourist magnet. The town is on our way, so we take a look at the spectacle. A positive side effect of the tourist attraction: there are English menus and finally some draft beer to celebrate our milestone.

One stage before Bangkok we visit another former capital: Ayutthaya. There are some ruins of temples and palaces to visit. The biggest attraction is the Buddha head, which has grown into a tree, from which one can take pictures only kneeling – out of respect. There are also some exotic animals in the park surrounding the ruins. We see a 2-meter-long waran, which excites us a lot before disappearing silently in the water of a pond.

Entering Bangkok is gratifyingly unspectacular, but we are already quite used to worse things.

We check into the legendary Grannys Bed and Bike Hostel . Parn and Nemo are excellent hosts and we feel like at home between all the cyclists and the accompanying bikes – living in a bicycle store – the dream of every biker. We exchange information and stories along with the evening beer. We meet Sara from Denmark , Natalie from Belgium , Claudia and Raphael from Germany and Alexis from France. Without wanting to stress the clichés, it makes the stay only more pleasant if you have a French biker in the team who takes over the cooking.

For us, Bangkok is a place for important decisions. The most important was not in ours, but in the hands of the US Embassy. You heard correctly:

THE WORLD AHEAD GOES TO AMERICA.

In Chiang Mai, we worked three full days to complete the extensive visa form. In BKK we were then invited to the interview, which ended with „Your Visas are approved“. This will be a long-cherished dream come true and where should this trip end otherwise, if not in New York City. Behind us lies a lot of paperwork to organize the visa. This has also led to the decision to postpone the Cambodia visit. We are already looking forward to visiting Malaysia for the whole tour and Cambodia would appear to us as an obligatory program, simply because it does not correspond to our philosophy that we only briefly dive into the country and rush through, even if with Angkor Wat certainly a very attractive destination on our route is lost. After all the stress of the last days and increasingly warmer weather, we just want to get ahead but are also happy with our decision and the now possible goals.

Perhaps you remember our post from Bishkek. At that time I had a light moving in the rear wheel and contacted Rohloff, the manufacturer of our speed hubs. By remote diagnosis a damage was found in the driving camps, which should not hinder our trip to Singapore, but if we wanted to go further, we should have a stop at a service partner. Thats why we’ve contacted BokBokBike Bangkok . We are connected via an Instagram-friendship since then and we were eager to meet the BokBok crew in real life. However, a bearing damage on both sides of the drive was also detected, which makes an exchange of the more or less complete gear block necessary. On Thursday Bok Bok contacted Rohloff in Kassel and on Monday, the package from Germany was here, one day later everything was installed. Of course, you can argue that the best service is the one you do not need, but we are nevertheless quite enthusiastic about the customer service Rohloff provided here.

Nevertheless, now we have a few days time to explore the city while we are waiting for visa and wheels. These days are also necessary to discover the city. In contrast to Chiang Mai, where everthing is in walking distance, we have to take the taxi, Skytrain or the metro. Our first impression was not so overwhelming, we really appreciated the city only when we got to know our neighborhood better. The Thai capital is full of bicycle and coffee culture and we can find some gems for bike shops and cafes. Ot the International Women’s Day, we visit the HeForShe exhibition in the Culture and Arts Center in Bangkok and find ourselves in the middle of the pulsating life of the megametropolis. Bangkok is literally one of the hottest cities in the world and outside of the air-conditioned rooms it becomes quite tough.

Macht was draus!

T+D

Stages:

Chiang Mai – Ban Huai Tok: 90 km

Ban Huai Tok – Li: 57 km

Li – Ban Sakiam Wan: 85 km

Ban Sakiam Wan – Sukhothai: 92 km

Sukhothai Historical Park Tagesausflug: 30 km

Sukhothai – Ban Ma Muang: 75 km

Ban Ma Muang – Khanu Woraloksaburi: 78 km

Khanu Woraloksaburi – k.A. : 81 km

k. A. – Lopburi: 124 km

Lopburi – Ayutthaya: 68 km

Ayutthaya – Bangkok: 82 km

Total kilometers 17290 km

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2 Antworten zu „Thailand II: Schwitzen bei Granny und schwere Entscheidungen“

  1. Avatar von Koschi

    Hallo,

    bin seit gestern Nachmittag bis spät in die Nacht hinein am Lesen Eures Bloggs und gerade hier gelandet. Eigentlich wollte ich mich erst melden, wenn ich am Ende angelangt bin. Doch beim Lesen lege ich allmählich ein Suchtverhalten an den Tag. Es kann doch nicht sein, dass hier Bilder fehlen! -> das typische Verhalten eines Suchties.
    Ich melde mich wieder, wenn ich mich durch den Blog gelesen und geschaut habe. Einfach Wahnsinn, was Ihr erlebt habt und wunderbar zu schauen und zu lesen.

    Viele Grüße,
    Koschi

  2. Avatar von Koschi

    … alles OK. Nachdem ich die Nachricht abgeschickt habe, waren alle Bilder da.

    LG, Koschi

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