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USA V – Utah: Life Elevated

05.07. – 12.07.2017

Heute gibt es sogar zweimal ein Vorwort. Das Wichtigste zuerst: Wir sind wieder zu Hause, 24 Länder und 29000 Kilometer liegen hinter uns. Wir versuchen uns an das neue alte Leben zu gewöhnen. Unsere Berichterstattung endete in Utah, das ist mittlerweile über zwei Monate her, in denen sich viel getan hat. Nachdem unser Tablet in Bangkok nach einem Sturz den Geist aufgegeben hat und auch die Smartphones unter Hitze, Stürzen und Feuchtigkeit zu leiden hatten, waren wir auf technische Unterstützung angewiesen, um einen Beitrag für euch zu schreiben. Dazu kam ein anderes Problem: uns ging die Zeit aus. Östlich der Rockies mussten wir uns ziemlich beeilen, sodass wenig Zeit und Muße für die abendliche Social-Media-Arbeit blieb. Wir haben uns aber Notizen angefertigt und vieles schon vorbereitet, sodass wir in den nächsten Tagen und Wochen auch die letzten Kapitel der Geschichte unserer Tour mit euch teilen können.

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Dieser Beitrag entsteht an der südenglischen Atlantikküste. Wir haben es also über den großen Teich geschafft und genießen den britischen Sommer und der ist angenehmer als man denken könnte. Nachts ist es angenehm kühl, wenn wir aus dem Pub kommen und unser Zelt suchen. Schauen wir auf die Bilder aus Utah, fragen wir uns, wie wir dort so lange überleben konnten. Die Temperaturen waren echt mörderisch und etwas, was wir so in Europa noch nicht erlebt haben. Die Zeit im Westen der USA hat uns ganz schön Körner gekostet, das sollte sich noch rächen, doch später mehr dazu, erstmal der Bericht aus Utah.
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Auch in Utah können wir der Hitze nicht entkommen. Die nächsten Tage werden eine Tortur am oberen Rand der 40° Skala auf dem Thermometer (in Celsius, versteht sich). Dafür werden wir mit landschaftlichen Highlights belohnt (Utahs Slogan ist: „Utah – Life Elevated“).

Als wir in Vietnam waren, schauen wir in einer heruntergekommenen Unterkunft „Forrest Gump“, einen der besten amerikanischen Filme aller Zeiten (es empfiehlt sich der dazugehörige Eintrag in der englischen Wikipedia für die politischen Interpretationen des Films). Für Läufer enthält der Film einige Weisheiten. Der Hauptcharakter entscheidet sich für einen Mammutlauf durch die USA „without any particular reason“ (ähnlich wie unsere Motivation eine längere Radreise zu machen), bis er das Monument Valley erreicht und entscheidet, genug gelaufen zu sein. Die Gegend hatte schon vorher einiges an Berühmtheit erreicht als Drehort für viele klassische Western, spätestens seit Forrest Gump ist das Valley eines der amerikanischen Symbole und darf in keinem Autowerbespot oder Filmproduktion fehlen (jüngst Game of Thrones und Harry Potter).

Auch für uns ist das Monument Valley ein Höhepunkt der Reise, auf den wir uns tagelang gefreut haben. Morgens steht Toni ausnahmsweise früh genug auf, um den Sonnenaufgang von einem nahe gelegenen Hügel aus zu beobachten und Fotos zu machen. Wunderschön, wie die verschiedenen Rottöne der Felsen ineinander übergehen. Im Zelt ist es ab dem Auftauchen der Sonne schwer auszuhalten, nachts weht schon kein Lüftchen, aber jetzt wird es unerträglich. Unterwegs halten wir bei einem der vielen Stände der Native Americans, ein paar nette Navajo-Stammesangehörige verkaufen uns einen Traumfänger, der ans Rad kommt und bringen uns gleich noch das Navajo-Wort für Fahrrad bei – „dzi’izí“. Mittlerweile gibt es eine gute Sammlung an Glücksbringern, oder „Swag“, wie es ein amerikanischer Radfahrer einmal genannt hat.

Bis nach Moab ist das Radeln eine ziemliche Quälerei. Immer wieder halten Autos und fragen uns, ob alles ok ist – wir machen uns keine Sorgen durch abgelegene Gegenden zu fahren, trotzdem achten wir darauf, dass unsere Wasservorräte immer aufgefüllt sind.

Wir erreichen Moab völlig fertig, nichts geht mehr. Zum Glück gibt es hier eine legendäre Warmshowers-Gastgeberin, die auch Anna Bikexplore beherbergt hat und uns für einen Ruhetag aufnimmt. Es trifft sich, dass es im Outdoormekka der USA auch eine Brauerei gibt…

Das lokale Bier hatten wir schon mal probiert, es aber bei der Tanke gekauft. In vielen Staaten der USA macht das einen großen Unterschied, da Tanken und Supermärkte Bier nur mit geringem Alkoholgehalt angeben dürfen, Lightbeer halt. Auch das berüchtigte Bud Light ist ein anderes, wenn man es im Liquorstore kauft. Im von Mormonen regierten Utah ist man besonders streng. Die Brauerei hat eine „Wall of Fame“ an der Wand, in der die Leute sportliche Herausforderungen meistern und dabei ein T-Shirt der lokalen Biermarke tragen oder das Gebräu den Flüssigkeitshaushalt ausgleicht. Neben den Bildern steht die Frage: “ Kannst du das toppen?“ – Klar können wir! Wir verlassen den Laden mit einem Geschenkgutschein im Wert von 100$, den wir für neue Trikots ausgeben – perfekt, zerfällt mein Merinoshirt aus Kasachstan doch langsam in seine Bestandteile.

Das nächste landschaftliche Highlight erwartet uns gleich hinter der Stadtgrenze: Arches Nationalpark. Die Bilder von den steinernen Bögen waren einer der Gründe, die uns schon immer in die Gegend zog und obwohl uns der Park sehr gut gefallen hat, waren wir am Abend froh um unser Plätzchen im Haus unserer Gastgeberin und darum, aus der Sonne zu sein.

Hoffentlich wird es kühler in Colorado.

In diesem Sinne, macht was draus, bis denne,

D+T

Etappen:

Sunset View – Monument Valley: 93 km

Monument Valley – Bluff: 84 km

Bluff – Devil’s Canyon: 62 km

Devil’s Canyon – Monticello: 24 km

Monticello – Moab: 113 km

Moab – Arches – Moab: 76 km

Moab – Dewey Bridge: 63 km

Dewey Bridge – Fruita: 101 km

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