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Aserbaidschan IV: Bis zum Iran

09.-11.08.2016

Unsere Zeit in Aserbaidschan geht zu Ende, bis zur iranischen Grenze sind es keine 500 m. Wir befinden uns in der Grenzstadt Astara (die auf beiden Seiten des Zauns so heißt). Dieser Übergang ist dahingehend spannend, dass es kein Niemandsland zwischen den Ländern gibt und man sich die ganze Zeit mitten in der Stadt befindet. Wir sind schon sehr gespannt, der gute Ruf der Iraner bzgl. ihrer Gastfreundschaft eilt ihnen voraus und wir konnten sie schon mehrmals am eigenen Leib erfahren, zuletzt in Baku als wir von einem Iraner zum Tee in eines der besseren Hotels der Stadt eingeladen wurden, natürlich inklusive Taxifahrt. So haben wir bereits eine Verabredung für eine Stadtführung (der gute Mann war Stadtplaner) in Teheran, ohne auch nur die Grenze überquert zu haben.

Aserbaidschan muss sich in Bezug auf Gastfreundlichkeit aber nicht verstecken – ganz im Gegenteil. Es ist die Mischung aus höflicher Zurückhaltung und Begeisterung für unsere Reise und die damit verbundene Hilfsbereitschaft, die Aserbaidschan (oder besser seine Menschen) so liebenswert macht und somit zu einem unserer neuen Lieblingsreiseländer. Zu Aserbaidschan gehört im Sommer natürlich auch die Hitze. In Baku war es die letzten Tage heißer als in Teheran, für uns gibt es also hoffentlich nicht so einen Temperaturschock wie für die Leute, die aus höheren Lagen aus Armenien in den Iran fahren. Die Hitze nehmen wir entlang der Strecke unterschiedlich wahr. In den letzten Tagen vor Baku, während denen die Landschaft auch am meisten nach Wüste aussah, war die Hitze am trockensten. Umso näher wir nach Baku wieder ans Kaspische Meer kamen, umso schwüler und anstrengender wurde die Hitze. Während der letzten Etappe Richtung Astara sah die Landschaft aus wie zwischen Rize und Trabzon in der Türkei und hier wird ebenfalls Tee angebaut und tatsächlich wehte sogar kurzzeitig eine kühle Brise – himmlisch. Meist ist es insbesondere zur Mittagszeit unerträglich heiß. Der Fahrradcomputer zeigt 48-50° C an, in der prallen Sonne. Gefühlt sind es 43-45°C die auf dem Rad mit Fahrtwind durchaus noch machbar sind. Steigt man allerdings ab, um bspw. den Reifen zu flicken, rinnt der Schweiß nur so aus dem Gesicht. Wir versuchen zwischen eins und drei Mittagspause zu machen und sind mit kürzeren Tagesetappen zufrieden – Aserbaidschan gefällt uns so gut, dass wir es gar nicht eilig haben.

Bei den Mittagspausen bleiben wir selten allein, schon gar nicht wenn man wie wir Lust hat sich zu unterhalten. Wir haben in Baku einen Stapel Bilder von der Reise entwickeln lassen (der Fotograf war begeistert, als er uns die Ausdrucke überreicht hat) und können mitterweile auch einige Wörter Azeri. Bezahlen dürfen wir am Ende selten und wenn, dann fällt die Rechnung sehr moderat aus – für <5€ sind wir zwei Stunden mit Essen beschäftigt). An eine Pause werden wir uns noch lange erinnern: Wir hatten bereits bestellt, als und eine Gruppe Männer zu sich an den Tisch winkt. Das übliche Gespräch und unsere Bilder kommen gut an. Einer hat einen Bruder in Magdeburg (hier haben übrigens viele ihren Militärdienst geleistet), der gleich angerufen wird: wir telefonieren auf deutsch, den Männern gefällt unsere Reise, wenn sie irgendwie helfen können, tun sie das gerne. Natürlich sollen wir auch heute nicht bezahlen. Stattdessen wird Cognac geordert, sind ja nur 40°C im Schatten. Auf unseren Wunsch geht der ukrainische Schnaps zurück und es wird aserbaidschanischer hervorgeholt. 20 Minuten später ist die Flasche leer und unsere Trinkbrüder sichtlich angetrunken. Wir haben vorher so viel gegessen, dass wir trotz Hitze kaum etwas merken. Da sitzen wir mit einer Gruppe angetrunkener Aserbaidschanis, kurz vor dem Iran in der Wüste – wir fragen uns mal wieder, wie absurd diese Reise manchmal ist.

Astara ist ebenfalls ein Kommentar wert. Als ich diese Zeilen schreibe, sind wir gerade zurück von der Strandflaniermeile. Seit Serbien fahren wir durch Gegenden, in denen das Flanieren angesagt ist. Die Leute sind nach Sonnenuntergang alle unterwegs, die Temperaturen sind erträglich und man trifft sich auf der Promenade auf einen Tee oder manchmal ein Bier. Die Stimmung ist großartig, wir sehen viele Menschen auf dem Rad (vom kleinen Mädchen bis zum alten Mann) und alles ist sehr zivilisiert. Heute Mittag haben wir noch gedacht, die Stadt ist wie ausgestorben (die Einheimischen haben sich wahrscheinlich gedacht, wer sind diese Idioten, die bei der Hitze unterwegs sind). Wir merken, alles eine Frage der Perspektive.


Etappen:

Salyan – Cälilabad: 89 km

Cälilabad – Astara: 108 km

Macht was draus,

T+D

4 Antworten zu „Aserbaidschan IV: Bis zum Iran“

  1. Avatar von moe
    moe

    Bisher war jedes neue Land euer neues Lieblingsreiseland, oder?

    Und, berichtet über iranische Stadtplanung!

    1. Avatar von Daniel & Toni
      Daniel & Toni

      Naja Serbien, Georgien und Aserbaidschan waren schon besonders. In diese Länder werden wir auf jeden Fall nochmal reisen.

  2. Avatar von Olivka
    Olivka

    Hihi,

    das Shampoo ist ja klasse. Was habt ihr denn noch so in Eurer fake-Sammlung? Und zählt ihr die platten Reifen oder gehören die zum Rad-Alltag einfach dazu?

    Weiter eine gute Reise für Euch!
    Olivka

    1. Avatar von Daniel & Toni
      Daniel & Toni

      Wir haben noch viel mehr Fake Bilder. Und im Iran ist das sowieso Standard. Ich glaub ich bin jetzt bei 7 Platten. Manchmal hat man wie an diesem Tag in Az einfach Pech da helfen auch keine pannensichere Reifen. Danke für den Kommentar. Bis denne.

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