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Vietnam I – Good Morning … coffee

19.12. – 24.12.2016

Xin chao aus Vietnam. Wir melden uns zu den Feiertagen mit unseren ersten Eindrücken aus dem 14. Land unserer Radtour. Auf Vietnam haben wir uns besonders gefreut. Eine gute Freundin kommt aus Hanoi (nein, nicht Halle-Neustadt), deshalb haben wir uns vorgenommen, ihr Heimatland etwas genauer kennenzulernen.

Der Grenzübergang war erneut unglaublich einfach, wir haben uns wieder unnötig Gedanken gemacht, keine Fragen, keine Gebäckkontrolle ;-), dafür gabs eine Sonderbehandlung ohne Wartezeit. Unser Pass mit vielen Seiten und vielen Visa ruft immer etwas Verwirrung hervor. Es wurde schnell der ranghöchste Beamte herangerufen und wir konnten uns an einer extra Schlange anstellen – das ganze dauerte nur 10 Minuten. Auf vietnamesischer Seite gabs den Stempel genauso problemlos (mit Ein- und Ausreisestempel und den Visastempeln sind wir jetzt bei 21), dann hieß es: „Willkommen in der Sozialistischen Republik Vietnam“. Gleich nach der Grenze warteten die Geldwechsler. Wir kennen den aktuellen Kurs, wissen aber nicht, wie der Schwarzmarkt aussieht und tauschen erstmal nur einen 100 Yuan (12€) Schein. Wir werden abgezogen: einer der 100.000 Dong-Scheine ist nur ein 10.000er, der fast die gleiche Farbe hat. Danach gehen wir zur Bank und bekommen einen fairen Kurs, die Bankangestellte macht allerdings einen Fehler und wir bekommen fast 100€ zuviel. Die Dame kommt uns hinterhergerannt und behebt ihren Fehler, nicht ohne uns ein paar Scheine extra zu überlassen. Aller Anfang ist schwer in Vietnam. Ich mag den Verkehr, wir haben uns schon in China angepasst – auf der falschen Straßenseite, im Gegenverkehr, über den Kreisverkehr auf die Autobahn – kein Problem für uns – natürlich klingeln wir dabei wie verrückt. Im Vergleich zu China sind die Straßen hier etwas schmaler und der Verkehr wieder etwas aggressiver.

In der Grenzstadt Lao Cai bleiben wir erstmal für zwei Tage, um uns auf unsere Zeit in Vietnam vorzubereiten. Sehr gut gefällt uns die große Obstauswahl, wir essen kiloweise Maracujas, Mangos und Drachenfrüchte. Die Versorgung ist auf der einen Seite sehr einfach, vegetarisch zu essen ist sehr verbreitet, es gibt sogar viele vegane Restaurants (die dann auch auf die omnipräsente Fischsoße verzichten), auf der anderen Seite reicht ein bloßes Zeigen auf das Gemüse im Kühlschrank nicht mehr aus (oft gibt es dort in erster Linie Salat, den die Frauen morgens am Straßenrand vorbereiten), man muss auch noch sagen wie man es gern zubereitet hätte. Wir arbeiten mit Hochdruck an Vokabeln und an unserem eigenen „Picture Menu“, um das Bestellen wieder einfacher werden zu lassen. In ländlichen Gegenden ist das Essen wieder ungeschlagen günstig, frisch vom Feld und sehr budgetschonend.

Eine Offenbarung ist der Kaffee. Wir haben schon viel Geld in Läden gelassen, bei Leuten, die sich und ihren Kaffee sehr ernst nehmen, geschmacklich dann aber wenig überzeugen (zumindest uns). In jedem kleinen vietnamesischen Straßencafé wird ein Kaffee serviert, der einem das Hirn wegpustet. Schwarz wie die Nacht und wie flüssige Schokolade, unseren ersten vietnamesischen Kaffee werden wir nie vergessen. Zubereitet wird der Ca Phe Den in einem kleinen Alufilter, in den Pulver und heißes Wasser gegeben werden. Deckel drauf und auf ein Glas stellen, dann heißt es warten, bis der letzte Tropfen im Glas gelandet ist. Optional kann man dann noch Eis (Ca Phe Den Da), Zucker oder Kondensmilch hinzufügen.

Wir haben von anderen Reisenden schon einiges über das Ausmaß an Tourismus in der Region gehört, den letzten Partytourismus und Backpacker gab es für uns in Istanbul. Wir freuen uns auf westliches Essen, einfache Kommunikation und andere Leute, die auch unterwegs sind. Sa Pa ist einer der touristischsten Orte in Vietnam, während der Auffahrt sehen wir reihenweise Reisebusse. Wir fahren trotzdem hin, von der Grenzstadt sind es nur 35 km, die gehen allerdings konstant mit 10% Steigung den Berg hinauf – haben wir die Pizza am Abend also verdient. Und tatsächlich, gutes westliches Essen gibt es hier, ansonsten müssen wir aufpassen, dass wir nicht abgezogen werden, bspw. im Restaurant sagt uns der Kellner es wäre im Moment nicht möglich kleine Pizzen zu machen, es gäbe nur große (die Diskussion haben wir uns erspart 😉 ). Auch die Flaschen kommen geöffnet an den Tisch (manchmal ein schlechtes Zeichen) – alles nicht so einfach.

Wir erreichen Sa Pa im dichten Nebel. Alles ist weihnachtlich geschmückt, teilweise mit Schnee aus Watte. Es ist 10°C kälter als im Tal und wir bekommen tatsächlich etwas Weihnachtsstimmung.

Um Sa Pa gibt es viele Dörfer der Minderheit der Hmong, in der Stadt wird das ganze, insbesondere für die chinesischen Touristen, unheimlich ausgeschlachtet. Man kann Fotos von kleinen Kindern machen (gegen Geld), die in traditionellem Ornat noch kleinere Kinder auf dem Rücken tragen, während ihre Mütter daneben Schals und Portemonaiees verkaufen. Der Weg zum Restaurant ist deshalb meist ein Spießroutenlauf zwischen Verkäufern, die uns bestickten Kram verkaufen wollen. Steigen wir von den Rädern ab, werden wir zu normalen Touristen (nicht, dass wir uns sonst für was besseres halten würden), die Räder mindern die Distanz zu den Leuten – auf den Velos werden wir ständig mit aufmunternden oder erstaunten Gesten bedacht und selbst die Verkäuferinnen sind mehr an unserem Anblick interessiert als an einem Verkauf und mit einer Frau freunden wir uns sogar etwas an, als wir mit den Rädern orientierungslos in der Stadt ankommen. So krass haben wir diesen Unterschied noch nicht erlebt. Wir freuen uns schon darauf, das Land wieder vom Sattel aus zu erkunden.

Das erste Weihnachten auf Tour steht bevor. Bisher haben wir uns kaum Gedanken darüber gemacht, jetzt ist es schon ein komischen Gefühl weit weg von Zuhause, bei mehr oder weniger tropischen Temperaturen den heiligen Abend zu verbringen. Uns haben einige schlechte Nachrichten von Zuhause erreicht und dann meinte irgend so ein Idiot in Berlin noch in den Weihnachtsmarkt fahren zu müssen.

Gerade in schwierigen Zeiten ist es wichtig, zusammen zu stehen und solidarisch zu sein. Fahrradfahren verbindet, das haben wir in den letzten acht Monaten immer wieder erleben dürfen (zuletzt mit Zhengkang, dem Chinaumradler, mit dem wir noch in Kontakt stehen). Aus unzähligen Begegnungen und Einladungen sind Bekanntschaften und (kleine) Freundschaften entstanden (es ist immer wieder schön zu sehen, in wie vielen Sprachen wir Nachrichten oder Kommentare bekommen). Egal, was ihr heute feiert (oder auch nicht) wir wünschen euch besinnliche Feiertage, im Kreise eurer Liebsten oder „on the road“. Wir senden Weihnachtsgrüße nach Hause, aber auch nach England, Schottland, in die Niederlande, die Schweiz und nach Schweden und Österreich, nach Serbien, Georgien und Aserbaidschan, in den Iran und nach China. Aus diesen Ländern haben wir Radler getroffen, mit denen wir ein Stück des Weges geteilt haben (oder ein paar Bier) oder es sind Länder, in denen wir Freunde gefunden haben, mit denen wir noch in Kontakt stehen. In diesem Sinne …

Macht was draus,

Toni + Daniel, 24.12.2016

Etappen:

Hekou – Lao Cai: 5 km

Lao Cai – Sa Pa: 38 km

2 Antworten zu „Vietnam I – Good Morning … coffee“

  1. Avatar von Dietrich
    Dietrich

    Hallo, frohe Weihnachten und weiter schöne Tour wünsche ich . Eure Berichte habe ich heute morgen ganz zufällig gefunden alles gefällt mir sehr gut, ist sehr informativ und spannent. In D. ist das Wetter bescheiden 8° und trübe mit Regen. Würde mich über weitere Berichte sehr freuen. Gruß und bleibt gesund. Dietrich S.

    1. Avatar von Daniel & Toni
      Daniel & Toni

      Danke, dass du dir die Mühe machst den Beitrag zu kommentieren. Das freut uns immer sehr und motiviert für nächste Beiträge. Frohe Weihnachten auch für dich.

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